Rauschen 2 (Text von Ines Goldbach)

Rauschen — das klingt nach einem leicht kribbelnden Ton, der noch im Ohr nachhallt, auch wenn er schon verschwunden ist. Eine Schwingung, manchmal leise und manchmal lauter, undefiniert in der genauen Form, ein sanfter Störfaktor. Die Videoinstallation von Camenisch und Vetsch mit dem Titel Rauschen 2 verhält sich genau so — ein visuelles Kribbeln, ein Augenrauschen, das ebenfalls im Körper nachwirkt, auch wenn man den Raum schon längst verlassen hat.

Die Mehrkanalvideoprojektion, die sich über alle Wände des ersten grossen Raumes im Untergeschoss wie auch über seine Decke ausbreitet, zeigt die zarten Konturen übereinandergelagerter Zweige und Blätterwerke. Ein starker Windstoss scheint die Äste in Abständen in Schwingung zu bringen — sie bewegen sich einmal leicht nach oben, dann wieder nach unten, werden mal deutlicher in der Kontur, mal scheinen sie dieselbe für einen Moment zu verwischen. 

Christine Camenisch und Johannes Vetsch arbeiten seit vielen Jahren an raumfüllenden Videoinstallationen, die das Potenzial in sich tragen, die umgebende Architektur zu überschreiben und das feste Gefüge in etwas Bewegtes zu wandeln. Im Loop angelegt, sind es keine Narrationen mit einem Anfang und einem Ende. Es können einerseits abstrakte Formen sein, die über Raumwände geführt werden und die Horizontalität eines Raumgefüges zu unterstreichen in der Lage sind; anderseits sind es — wie im Falle von Rauschen 2 — Aufnahmen von realen Naturbegebenheiten, die in ihrer Überlagerung und Bewegung erneut einen hohen Grad der Abstraktion erreichen. Eines aber scheint allen ihren Videoarbeiten gemein: Der Reduktion im projizierten, sich wiederholenden Abbild steht eine überraschende Poesie des Erlebten gegenüber.