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selbstläufer 2 | 2008

EAC - Les Halles, Porrentruy, 27.9.-16.11.2008

Der Titel der Doppelschau spielt nicht ohne Augenzwinkern auf Minimalismus und konkrete Kunst an. So besteht die minimalistische Computeranimation «Selbstläufer» von Christine Camenisch aus drei «Fenstern» mit vertikalen schwarz-weissen Streifen, die wie am Fliessband die Wand entlanglaufen. Das klingt simpel, entwickelt jedoch einen hypnotischen Sog. Dabei handelt es sich lediglich um einen Computereffekt, der auf den Dokumentarfilmer Ken Burns und dessen Methode, fotografische Bilder mittels «Schwenk und Zoom» zu animieren, zurückgeht. Die Lichtstreifen entwickeln in der Bewegung durch Interferenz eine «Schwebung». Es entsteht ein Moiré-Effekt, die Geschwindigkeit scheint mal schneller, mal langsamer, und schliesslich gar rückläufig zu werden, wie man es etwa von sich schnell drehender Radspeichen in alten Western kennt - digitale Op-Art in Reinform. 

Auf der Wand gegenüber befindet sich die interaktive Arbeit «I make you and you make me» von Marcel Scheible. Vom Zuschauer erzeugte Geräusche lassen barocke Bilderrahmen an der Wand erscheinen, welche eine dreidimensionale, sich zu einem grafischen Geflecht überlagernde St. Petersburger Hängung evozieren. Doch wurden die Gemäldeklassiker - etwa Delacroix' «Tod des Sardanapal» - daraus entfernt, die leeren Rahmen stehen als Platzhalter für das eigene mentale Bildarchiv. Drei Mikrofone inmitten dreier Spotlights lassen den Saal zur Bühne werden und visualisieren wunderbar den Satz, dass das Bild erst durch den Betrachter entsteht. Agiert dieser nicht, verschwinden die Rahmen wieder. «Streng» ist eine klar konzipierte Ausstellung von visueller Kraft, die man nicht ohne Augenflimmern verlässt. 
Eva Scharrer, Kunstbulletin, 11.2008